Auch wenn wir es ungern zugeben: Libidoverlust kennt jeder von uns Mal über kurze oder lange Phasen. Leider wird darüber aus Scham zu wenig gesprochen. Doch du bist damit nicht allein - etwa jede dritte Person macht im Laufe ihres Lebens diese herausfordernde Erfahrung. In diesem Artikel möchte ich dir einen ganzheitlichen Blick, frei von Scham oder Druck auf das Thema ermöglichen und konkrete Wege aufzeigen, wie du deine Libido zurückgewinnst und wie du den Libidoverlust nicht größer machst, als er manchmal ist – eine Phase, wo andere Dinge mehr Priorität und vielleicht Fokus brauchen.
Was bedeutet Libidoverlust eigentlich?
Wenn du merkst, dass dein sexuelles Verlangen über einen längeren Zeitraum (ab ca. 6 Monaten) deutlich nachgelassen hat oder ganz verschwunden ist, spricht man von Libidoverlust. Wichtig ist: Es gibt keine "normale" Häufigkeit von sexuellem Verlangen. Problematisch wird es erst, wenn du selbst darunter leidest oder deine Beziehung dadurch belastet wird, z.B. indem dieses Thema schamvoll totgeschwiegen wird oder die Beziehung ein Ort voller Vermeidungsstrategien wird, das Thema mit deiner/n Beziehungsperson_en in Kontakt zu bringen.
Die systemische Perspektive auf Libidoverlust
In der systemischen Beratung betrachten wir Libidoverlust nicht isoliert, sondern als Teil eines größeren Ganzen. Sie ist ein Symptom für etwas und Symptome sind immer eine Chance als Paar zu wachsen und sich kommunikativ zu entwickeln. Deine Libido steht in Wechselwirkung mit vielen Lebensbereichen:
Deiner Beziehungsdynamik
Deinem körperlichen Wohlbefinden
Deiner psychischen Gesundheit
Deinem Alltagsstress
Deinen Lebensumständen und aktuellen Herausforderungen
Häufige Ursachen für Libidoverlust
Libidoverlust kann durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren entstehen, wobei einige besonders häufig zusammenfallen und eine zentrale Rolle spielen. Das Hilfreiche ist, dass du durch eine ehrliche Selbstreflexion die ersten greifbaren Fäden finden kann, die den inneren Knoten lösen können.
Körperliche Faktoren
Hormonelle Veränderungen
Erschöpfung und Schlafmangel
Medikamente (besonders Antidepressiva oder Verhütungsmittel)
Gesundheitliche Probleme
Psychische Faktoren
Stress und Überlastung
Unverarbeitete Konflikte
Depression oder Angststörungen
Negative Körperwahrnehmung
Niedriges Selbstwertgefühl
Beziehungsfaktoren
Kommunikationsprobleme
Unausgesprochene Erwartungen
Aufgestaute Beziehungskonflikte
Mangelnde emotionale Intimität
Routine und fehlende Spannung
Eine ehrliche Innenschau und Reflexion deiner aktuellen Lebenssituation bringen dich womöglich in Kontakt mit unangenehmen Themen, doch sie geben dir auch Wegweiser zu Lösungen, Selbstwirksamkeit und wieder ein kleines Stück Kontrolle über deine sexuelle Unlust, der du dich vielleicht ausgeliefert fühlst.
7 Wege, wie du aktiv werden kannst
Selbstreflexion vertiefen Nimm dir Zeit, um zu erkunden, wann und wie dein Libidoverlust begonnen hat und welche Veränderungen es in deinem Leben gab. Führe ein Tagebuch und notiere Situationen, in denen du Verlangen spürst oder vermisst.
Stress reduzieren Entwickle ein persönliches Stressmanagement. Das kann Meditation, Sport oder kreative Tätigkeiten umfassen. Achte besonders auf ausreichend Schlaf und Entspannungsphasen.
Körperliche Gesundheit checken Lass deine Hormenwerte und allgemeine Gesundheit ärztlich überprüfen. Manchmal können bereits kleine körperliche Ungleichgewichte große Auswirkungen haben.
Kommunikation in der Beziehung stärken Sprich offen mit deinem Partner oder deiner Partnerin über deine Gefühle, Bedürfnisse und Ängste. Gemeinsam könnt ihr neue Wege der Intimität entdecken.
Selbstverbindung aufbauen Entwickle eine liebevolle Beziehung zu deinem Körper. Massage, Yoga oder Tanzen können dir helfen, dich wieder mehr zu spüren.
Neue Impulse setzen Durchbrich bewusst Routinen in deinem Leben und deiner Beziehung. Neue Erfahrungen können die Libido positiv beeinflussen.
Professionelle Unterstützung suchen Scheue dich nicht, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine systemische Beratung kann dir helfen, blockierende Muster zu erkennen und zu verändern.
Ein sanfter Weg der Veränderung
Wichtig ist, dass du dich nicht unter Druck setzt. Je mehr Druck auf Themen lastet, desto unbeweglicher werden sie. Libidoverlust ist keine Störung, die du "beheben" musst, sondern ein Signal deines Körpers und deiner Psyche. Dem forschend und neugierig zu begegnen, gibt diesem Thema Raum zu atmen. Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um die Zusammenhänge zu verstehen und Veränderungen anzustoßen. Sich sanft zu behandeln in diese Phase ist pure Selbstliebe und Selbstannahme und sie ist eine wichtige Grundlage für eine authentische und lebendige Sexualität.
Fazit und Ausblick
Libidoverlust kann eine große Herausforderung sein, bietet aber auch die Chance, dich selbst und deine Beziehungen besser kennenzulernen, deine Bedürfnisse spüren und artikulieren zu lernen. Mit einem systemischen Blick kannst du verstehen, wie verschiedene Lebensbereiche zusammenwirken und wo Veränderung möglich ist. In unserer Zusammenarbeit finden wir Worte für dein aktuelles Empfinden und begegnen deinem Libidoverlust wie einem Dialogpartner auf Augenhöhe, forschend, fragend.
Die guten Neukgkeiten: Du bist nicht allein mit diesem Thema, und es gibt viele Wege zur Verbesserung und Selbsterkundung. Der erste Schritt ist oft der schwerste - aber du hast ihn bereits getan, indem du dich informierst und nach Lösungen suchst und den Libidoverlust beim Namen nennst.
Brauchst du Unterstützung bei deinem persönlichen Weg? Als systemische Beraterin begleite ich dich gerne dabei, deine individuellen Lösungen zu finden. Gemeinsam können wir erkunden, was dich unterstützt und stärkt.
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