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Wenn Liebe anstrengend wird – typische Beziehungsprobleme und was du selbst dagegen tun kannst

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Beziehungen können so wunderbar leicht sein. Verbundenheit, Vertrautheit, Intimität – all das macht unser Leben reicher und funktioniert in der ersten Verliebtheitsphase wie von ganz alleine. Aber sie können auch fordern, zermürben, aufwühlen - besonders nach der ersten leichten Phase, fängt die richtige Beziehungsarbeit. Und oft merken wir dann: So wie es läuft, geht es nicht weiter – aber wir wissen auch nicht, wie es anders gehen soll. Und schon fängt unser Kopf an die ersten Exit-Strategien zu schmieden und uns zu erzählen, dass es mit einer anderen Person da draußen besser klappen könnte, was aber ein Trugschluss ist.


Beziehungsprobleme schleichen sich meist leise ein. Für die leisten Töne haben die meisten von uns auch kein Gespür... Erst ist da nur Gereiztheit: "Die Partnerperson ist schon wieder unachtsam gewesen. Wann lernt sie es endlich?" Dann Schweigen: "Ich sage jetzt gar nichts mehr dazu - schon oft genug gemacht!" Missverständnisse: "Sie weiß doch, wie wichtig mir Planung ist. Warum organisiert sie es auf den letzten Drücker?" Dann Rückzug: "Darüber fange ich jetzt nicht schon wieder ein Gespräch an!" Und endet in einem Gefühl von „Wir leben nur noch nebeneinander her...“

Viele Paare warten sehr lange, bevor sie sich Unterstützung holen – oft zu lange, bis der Berg an unverrichteter Beziehungsarbeit in tiefen Narben von Kränkungen endet. Dabei gibt es einiges, was du schon vorher tun kannst, um wieder Bewegung in festgefahrene Dynamiken zu bringen. Und natürlich kann man das von deiner Partnerperson auch erwarten, geht jedoch viel schneller, wenn jede/r bei sich zuerst anfängt.


Typische Beziehungsmuster, in denen viele Paare festhängen:


1. Kommunikation, die ins Leere läuft

Einer spricht, der andere hört nicht zu oder fühlt sich gleich angegriffen. Vielleicht wird gar nicht mehr gesprochen – oder nur noch über Organisatorisches: Einkauf, Kinder, Rechnungen. Da scheint man noch als Team zu funktionieren.

Was wirklich wichtig wäre, bleibt unausgesprochen: deine Gefühle, akute Bedürfnisse, erste Zweifel oder Wünsche, die deine Partnerperson dir sogar bereit wäre zu erfüllen.


Beginnt mit kleinen, ehrlichen Sätzen und ohne "Du-Botschaften", die schnell nach Vorwurf in unseren Ohren klingen. Nicht: „Du bist immer so kalt.“ Sondern: „Ich sehne mich nach mehr Nähe mit dir und merke, dass mir etwas fehlt.“ Sprich aus der Ich-Perspektive. Bleib bei deinem persönlichen Gefühl – nicht beim Vorwurf, der jedem von uns so leicht rausrutscht.


2. Emotionale Schieflagen und Rollenkämpfe

Einer übernimmt alles: die Verantwortung, die Initiative oder das Kümmern. Der oder die andere zieht sich zurück, richtet sich in dieser Rollenaufteilung bequem ein oder reagiert mit Abwehr. Alle dieser Szenarien können tiefe Konsequenzen für die Paardynamik haben. Im schlimmsten Fall entsteht eine Kind-Eltern-Dynamik, was keine partnerschaftliche Aufgenhöhe lebbar macht und jede Erotik zerstört. Frag dich ehrlich: Welche Rolle nehme ich (vielleicht auch unbewusst) in dieser Partnerschaft ein? Kontrolle? Rückzug? Anpassung? Versuch wieder auf Augenhöhe zu sprechen und Verantwortung zu teilen – emotional wie praktisch.


3. Sexualität, die zum Minenfeld geworden ist

Keine Lust mehr oder ständig Lust – aber nicht aufeinander. Och ne, klingt nach einer unangenehmen Beziehungssituation, ist jedoch etwas Natürliches in jeder Beziehung - je nach ihrer Phase. Fantasien, die nicht ausgesprochen werden oder Körper, die sich nicht mehr begegnen, sind Gift für eine romantische Beziehung. Doch Sexualität ist oft das Symptom, nicht die Ursache der Paarkonflikte. Sie zeigt ziemlich unausweichlich, wo etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist - das erlebe ich immer wieder aufs Neue in meiner Arbeit. Mach den Raum dafür auf. Nicht mit Vorwürfen – sondern mit Neugier, die du an deiner Partnerperson richtest: „Wie geht’s dir eigentlich mit unserer Sexualität?“„Gibt es etwas, das du dir wünschen würdest, dich aber nicht traust zu sagen?“

Es kann sehr verbindend sein über Nähe außerhalb von Sex zu sprechen. Wie viele Umarmungen braucht ihr, habt ihr Blickkontakt beim Sprechen oder wo sind Berührungen schön und wo unerwünscht? Intimität braucht Pflege und Austausch, sonst wird sie stumm...


4. Verschobene Prioritäten

Jeder von uns verliert sich hin und wieder im Alltag, der alles auffrisst: Job, Kinder, Termine, Verpflichtungen - nichts kann gefühlt abgesagt oder delegiert werden. Und irgendwann ist die Beziehung nur noch das Fundament oder die Rahmung, aber kein Ort der Lebendigkeit und des Genusses mehr.

Aber Beziehung ist nichts, was „nebenbei“ läuft. Sie braucht Raum zum Atmen, freiwillige Aufmerksamkeit, aktive Pflege. Verabredet euch wieder für eine bewusste Paar-Zeit – ohne Kinder, ohne To-do-Listen und auch das Smartphone kann im Flur für paar Stunden vergessen werden.

Klingt banal? Das ist es auch! Aber: Kleine Rituale machen einen großen Unterschied in jeder Partnerschaft und geben dem Gegenüber das Signal "Du bist mir wichtiger, als die ganzen Bilder auf Instagram."


5. Alte Verletzungen, die nie geheilt sind

Das ist ein sehr häufiger Grund, weswegen Paare zu mir kommen und es dauert, bis wir an diesem Punkt zum Kern durchdringen. Vielleicht gab es einen Vertrauensbruch, einen verletzten Kommentar zu etwas, eine zu detaillierte Information über den Exfreund oder eine jahrelange Enttäuschung, über die nie ehrlich gesprochen wurde. Manchmal leben Menschen nebeneinander her und tragen aber innerlich einen riesigen Groll mit sich herum, der zwar stumm aber sehr energetisch präsent auf die Paarbeziehung einwirkt.


Auch hier der Tipp, fass dir ein Herz und sprich es aus dem Herzen an. Sanft, aber ehrlich. „Ich merke, da ist noch etwas in mir, das nicht geheilt ist. Können wir bitte darüber sprechen?“ Das ist kein Rückschritt – sondern eine Einladung zur Heilung und auch ein Signal, dass die Beziehung für einen wertvoll ist. Wenn es zu schmerzhaft oder das Thema zu aufgeladen ist: hier kann eine Beratung eine große Hilfe sein, um sicher durch diesen Prozess zu gehen.


Was du allein nicht lösen musst:

Beziehung ist kein Selbstoptimierungsprojekt und nicht immer, wenn wir Arbeit reinstecken, sehen wir schnelle Veränderungen. Manchmal braucht es externe Unterstützung – gerade wenn sich Muster verfestigt haben oder Themen zu komplex geworden sind. Doch du musst nicht warten, bis alles zusammenbricht. Wenn du beginnst, die kleinen, leisen Warnsignale ernst zu nehmen und darüber mit deiner Partnerperson in Kontakt zu gehen – dann hast du schon viel getan. Dann seid ihr zusammen als Paar gegen das Problem!


Was du tun oder worüber du nachdenken kannst:

  • Was ist der Beziehungspreis die Probleme zu verschweigen? Finde einen Weg, der für dich stimmig ist, sie anzusprechen und beobachte, wie deine Partnerperson reagiert.

  • Nimm deine eigenen Gefühle ernst, sie sind unsere ehrlichsten Berater – auch wenn sie unbequem sind, du bist am authentischsten, wenn du ihnen Gehört schenkst.

  • Lerne auf eine neue Art zuzuhören – ohne sofort zu reagieren oder zu bewerten. Nimm das Gehörte auf einen Spaziergang mit, spiele damit in deinem Kopf, antworte später, nachdem alles erfühlt ist.

  • Und: hol dir Unterstützung, bevor es eskaliert oder wenn du nicht weiter weißt. Denn je früher ihr hinschaut, desto mehr Gestaltungsraum und eine harmonischere Gesprächsgrundlage ist da.

 
 
 

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